Der Hamburger Schriftsteller Hermann Schiff – ein unbekannter Vetter Heines
Der heute vergessene Literat Hermann Schiff (1801-1867) hat das jüdische Leben des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts sozial engagiert in seinen Novellen und Romanen als bevorzugtes Thema gestaltet und kann damit neben seinen Stiefvetter Heinrich Heine (1797-1856) gestellt werden. Außerdem hat er mit seinen „Lebensbildern“ 1830 Honoré de Balzac (1799-1850) in Deutschland bekannt gemacht und damit den sozialrealistischen Blick der deutschen Schriftsteller und Poeten auf die eigene Welt beeinflusst. Christine von Müller gibt Einblicke in diese vergessene Biographie, Joachim Kersten liest Passagen aus den Originalschriften am Mittwoch, den 20. Februar um 19.30 Uhr im Heinrich-Heine-Haus.
Hermann Schiff beschäftige sich nach seinem Philosophie-Studium in Göttingen, Berlin und Jena (mit Promotion 1825) mit Musik und Literatur. Er siedelte nach Leipzig über, wo er die Literaturzeitschrift Der Dichterspiegel redigierte. Danach zog er nach Berlin, wo er an verschiedenen Zeitschriften mitarbeitete. Im Jahr 1835 kehrte er nach Hamburg zurück und war dort als Journalist tätig. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, betätigte er sich auch als Schauspieler, Dichter, Musiker, Fechtmeister, Balletttänzer und Notenschreiber. Er lebte in großer Bedürftigkeit und starb im Armenhaus.
Christine von Müller war als Lehrerin in Hamburg tätig, zuletzt als Abteilungsleiterin an der Gelehrtenschule des Johanneums Hamburg. Sie hielt Vorträge und leitete Projekte zu Autorinnen und Autoren sowie zur Verbindung von Literatur und Theater. Von 2015 bis 2018 gab sie Seminare zur Deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts und zur Theaterpädagogik an der Leuphana Universität Lüneburg.
Joachim Kersten lebt als Rechtsanwalt, Herausgeber und Autor in Hamburg. Er gehört zum Vorstand der Arno Schmidt Stiftung und ist Vorsitzender des Kuratoriums der Kurt Wolff Stiftung.