Emine Sevgi Özdamar

"Ein von Schatten begrenzter Raum", ausgezeichnet mit dem Bayerischen Buchpreis 2021

Reihe: Ausgewählt

Moderation: Renatus Deckert

Emine Sevgi Özdamar wuchs in Istanbul auf, wo sie die Schauspielschule besuchte. Mitte der siebziger Jahre ging sie nach Berlin, arbeitete an der Volksbühne Ostberlin mit dem Brecht Schüler Benno Besson und lebte in einer WG in West-Berlin. Stationen in Paris und Avignon folgten. Sie übernahm zahlreiche Filmrollen und schreibt seit 1982 Theaterstücke, Romane und Erzählungen. Emine Sevgi Özdamar lebt in Berlin. Fast zehn Jahre lang hat sie an ihrem großen neuen Roman gearbeitet. „Ein von Schatten begrenzter Raum“ (Suhrkamp 2021) spannt den Bogen über 50 Jahre Weltgeschichte und immer wieder auch über ihr Leben.

Nach dem Putsch 1971 hält das Militär nicht nur das Leben, sondern auch die Träume der Menschen in der Türkei gefangen. Künstlerinnen und Künstler, Linke, Intellektuelle fürchten um ihre Existenz; auch die Erzählerin, die aus Istanbul übers Meer nach Europa flieht. Im Gepäck: der Wunsch, Schauspielerin zu werden, und das unbedingte Verlangen, den so jäh gekappten kulturellen Reichtum ihres Landes andernorts bekannt zu machen und lebendig zu halten. Inmitten des geteilten Berlin, auf den Boulevards von Paris, im Zwiegespräch mit bewunderten Dichtern und Denkern findet sie sich schließlich wieder in der „Pause der Hölle“, in der Kunst, Politik und Leben uneingeschränkt vereinbar scheinen. Emine Sevgi Özdamars neuer Roman ist das vielstimmige Loblied auf ein Nachkriegseuropa, in dem es für kurze Zeit möglich schien, allein mit den Mitteln der Poesie Grenzen einzureißen.