Catalin Dorian Florescu und Carl-Christian Elze

"Der Feuerturm" und "Freudenberg"

Reihe: Heine-Tandem

Moderation: Martina Sulner

Florescu, 1967 in Rumänien geboren, verbrachte seine Kindheit in der kommunistischen Diktatur. Seit 1982 lebt er in Zürich, wo er Psychologie studierte. Seit 2001 ist er als freier Schriftsteller tätig. Er wurde mit Romanen wie „Zaira“ und „Jacob beschließt zu lieben“, ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2011, bekannt. In diesem Frühjahr ist „Der Feuerturm“ erschienen. Carl-Christian Elze, 1974 in Berlin geboren, wuchs in Leipzig auf. Er studierte einige Semester Medizin, Biologie und Germanistik und von 2004 bis 2009 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Elze veröffentlichte mehrere hochgelobte Gedichtbände, u.a. ausgezeichnet mit dem Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis (2014). Zuletzt erschien 2020 „Poesiealbum 353“. 2015 war er Heine-Stipendiat in Lüneburg. „Freudenberg“ ist sein erster Roman.

In seinem fesselnden, ein Jahrhundert umfassenden Roman „Der Feuerturm“ erzählt Catalin Dorian Florescu von den Wechselfällen der Geschichte, von Familie und Freundschaft, Verrat und Liebe. Als er 1892 errichtet wird, ist der Feuerturm von Bukarest das höchste Gebäude der Stadt. 1989, beim Aufstand gegen die kommunistische Diktatur, ist er es längst nicht mehr, aber er war Zeuge eines ereignisreichen Jahrhunderts. Victor Stoica, dessen Familie seit Generationen Feuerwehrmänner stellt und beim Turm lebt, ist der erste, der mit dieser Tradition bricht. Aber sein Leben, das von einem tückischen Verrat gebrandmarkt ist, steht doch ganz im Zeichen des Turms.

Der 17-jährige Freudenberg spricht nur gezwungenermaßen mit seiner Umwelt, fühlt sich fremd in ihr. Er hat Sehnsüchte, Phantasien, Träume – aber keine Worte, um sich verständlich zu machen. Während eines Familienurlaubs an der polnischen Ostseeküste bietet sich unverhofft die Chance, sein fremdbestimmtes Leben hinter sich zu lassen. Er nimmt eine neue Identität an, doch schon bald überfordert ihn die neu gewonnene Freiheit. In seinem sprachlich fulminanten Romandebüt erzählt Carl-Christian Elze von einem fast erwachsenen Kind, das anders ist als die anderen, erzählt von Schuld, Verdrängung und dem unstillbaren Wunsch, ein anderer zu sein.